Es ist 6:15. Der Zug steht im Bahnhof von Chiasso. Ich habs
gut getroffen. Ein angenehmer Abend in netter Gesellschaft. Gespräche über
Motorradurlaube, die aktuellen Ziele. Chopperfahrer, Tourer und auch mich
vereint die Freude am Reisen. Die Nacht im Zug war durchaus o.k. aber schlafen
kann ich jetzt nicht mehr, mich treibt es aus dem Abteil. Hallo, fahrt jetzt
weiter…
Später dann lerne ich Maria in Alessandria kennen. Eine
Macht an der Rampe des Reisezuges. Mit energischer Stimme und großen Gesten
gibt sie Verhaltensregel für die Ausfahrt. „Top Level first“. Genial.
Kurz vor elf ist dann alles ausgeladen, die GS bereit.
Kurzes verabschieden, ich brenne darauf, loszukommen. Erstaunlich, aber die
ersten Kilometer aus Alessandria raus sind mir von Street View bekannt.
In Alba
finde ich dann meinen ersten Espresso. Das Bild hatte sich mir genauso im Kopf festgesetzt.
Ein Platz, quirlige Jugendliche, draußen sitzen in der wärmenden Sonne.
Am Colle del Tenda nehme ich die Galleria. Später lese ich,
dass es auch eine tolle Passstraße gibt aber das würde heute zu viel werden. An
der Galleria muss ich 15 Minuten warten.
Etliche Motorräder sammeln sich. Vier
Jungspunde mit Knieschleifern ziehen in die erste Reihe. Countdownfeeling.
Beschwingtes heizen folgt. Mit der Street ginge mehr, die GS ist mir im
Grenzbereich noch nicht vertraut. Aber erstaunlich, was mit ihr geht. Als einer
der Burschen in einer Kurve völlig verkrampft das Vorderrad überbremst und fast
auf der Nase liegt lasse ich es besser gut sein…
Spannend auch die Polizeikontrolle noch vor dem Pass. Raus
winken, strenge Gesichter, Helm ab, Papiere sehen. Aber zum Glück bleibt es dabei.
Die Durchfahrt in Monaco ist irre. So viele Häuser an dieser Steilküste!
Im Hafen von Nizza komme ich dann zur Ruhe. Ich bin rechtzeitig genug dort um das Anlegen der Fähre mitzuerleben. Immer wieder unglaublich, wie imposant diese großen Fähren sind. Ein schwimmendes Hochhaus.
Auch wenn die letzte Fährfahrt mit dem Motorrad lange her ist fällt mir das ganze Procedere des Einparkens im Schiff leicht.
Die GS ist gut zu händeln, Misstrauen vor dem
Boden hab ich nicht. Das Gepäck, was ich benötige hab ich im Rucksack. Alles
andere bleibt am Motorrad. Für die Rückfahrt werd ich auch noch gelernt haben,
dass man den Helm auf einem Schiff auch nicht braucht und ihn gleich am Motorrad
lassen.
Irgendwann sitze ich an Deck, meine Sachen im Pullmannbereich, ein
letzter Blick auf Nizza. Meine Idee für morgen: wenig fahren, im Umfeld von L'Île-Rousse
einen Zeltplatz suchen und ankommen.
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